Liebe Leser:innen,
es gibt immer wieder Ereignisse, welche die Nachrichtenlage komplett dominieren. Der Terror-Angriff der Hamas auf israelische Zivilist:innen und die Reaktion Israels darauf sind solche Ereignisse. Auch in einer Redaktion, die wie die unsere auf Fachthemen spezialisiert ist, ist das dann Thema. Nicht nur auf der Ebene des Schocks und der Trauer über den menschenverachtenden Angriff der Hamas oder des Entsetzens über den Antisemitismus, der trotz dieses Angriffs aus den Löchern kriecht. Sondern wir sehen auch mit Sorge auf die Lage in Gaza. Auch in so einer Situation gilt: Menschenrechte und Menschenwürde sind unantastbar, sie geben keine Grundlage ab, um zwischen Muslimen und Juden zu unterscheiden.
Und dann diskutieren wir in den Redaktionskonferenzen, was wir zum Thema beisteuern können: Bringen wir einen Artikel über die Nachrichtenlage und wie sich Menschen besser informieren können? Oder einen Kommentar zum Grundrecht auf Versammlungsfreiheit, das in manchen Städten wegen antisemitischer Proteste von Teilen der arabischen Community stark beschnitten wird? Berichten wir über Desinformation auf Twitter/X bezüglich der Auseinandersetzungen – oder konzentrieren wir uns auf die Chatkontrolle und andere Klassiker und haben dann einen seltsame Leerstelle in unserer Berichterstattung?
Wir haben uns dieses Mal für die digitalen Kernthemen entschieden, auch weil Medienlogiken und solche Nachrichtenlagen dazu führen, dass viele andere wichtige Themen unter den Tisch fallen. Das heißt nicht, dass der Konflikt uns kalt lässt. Im Gegenteil.
Im Moment, in dem ich diese Zeilen schreibe, räumen wir unser altes langjähriges Büro und ziehen in das neue ein. Ab nächster Woche wird es unser neues Zuhause sein als Redaktion, und wir alle freuen uns schon darauf. Denn allem Neuen wohnt ein Zauber inne. Und Zauber ist in diesen Zeiten, in denen wir mit der kalten Realität, den Konflikten und Krisen hadern, manchmal ganz schön Mangelware.
Ich wünsche Euch gute Lektüre und ein schönes Herbst-Wochenende
Markus Reuter